Mitte April waren zwei Mitglieder von Faso kele bei uns zu Gast und haben an einem Abend ihr Projekt vorgestellt.
Faso kele ist ein achtköpfiges Künstler*innenkollektiv, das seit 2 Jahren in Guinea unter schwierigsten Bedingungen ein ökologisches Dorf aufbaut. Was sie dort an täglicher Arbeit leisten hat mich – und andere von uns auch – ziemlich beeindruckt:
Faso kele hat vor zwei Jahren – mit Unterstützung des transnationalen Netzwerks „afrique-europe-interact“, zu dessen Gründungsgruppen sie gehören – 4 Hektar Land in Guinea gekauft. Dieses Land war größtenteils unbebaut und verfügte über keinerlei Infrastruktur, d.h. es gab keine Elektrizität, keine Trinkwasserversorgung, keine Kanalisation und keine sanitären Einrichtungen. Nur ein kleiner Teil der Fläche wurde vorher bereits landwirtschaftlich genutzt. Es führen keine befestigten Straßen zum Dorf, die nächste asphaltierte Hauptstraße ist ca. 10km entfernt.
Daraus ergibt sich, dass der Aufbau des Dorfes unter extrem schwierigen Bedingungen stattfindet. Dies auch weil jegliche Maschinen und Werkzeuge, wie z.B. Geräte für die Bodenbearbeitung, eine Wasserpumpe, Brunnenbau-Equipment oder Solarmodule vor Ort so gut wie nicht zu bekommen oder unbezahlbar sind. Die wenigen gebrauchten Geräte, die sie haben, z.B. mechanische Nähmaschinen oder ein Solarpaneel wurden von Unterstützer*innen aus Europa mitgebracht.
Dennoch ist es ihnen gelungen erste Lebensgrundlagen aufzubauen: es wurde Wohnraum geschaffen, in dem mehrere Lehmhütten nach alten Bauweisen errichtet wurden. Auf einigen Ackerflächen wird Gemüse für die Selbstversorgung angebaut. Es wurden verschiedene Obstbäume, Erdnusspflanzen, Ananas etc. gepflanzt. Außerdem färben sie Stoffe mit Pflanzenextrakten und fertigen aus diesen Kleidungsstücke, Decken u.a. die sie wiederum kunstvoll mit Naturfarben wie Lehm bemalen. Aus Kalebassen (Kürbisart) werden Lampen und andere Gebrauchsgegenstände gebaut, in die Muster eingebrannt oder rausgeschnitzt werden. Bisher läuft der Verkauf dieser Sachen auf Kunsthandwerkermärkten in Deutschland aber noch nicht gut, weshalb sie finanzielle Unterstützung benötigen, um ihre Lebenshaltungskosten und den weiteren Aufbau des Projekts zu finanzieren.
Langfristig möchte die Gruppe deutlich wachsen und ein unabhängiges ökologisches Dorf mit Selbstversorgung aufbauen. Dafür möchten sie in naher Zukunft die Landwirtschaft ausbauen, u.a. Rinder für die Bodenbearbeitung anschaffen und einen funktionierenden Brunnen, um großflächig Reis und andere Grundnahrungsmittel anbauen zu können. In diesem Dorf „soll es allen Interessierten möglich sein im gerechten Austausch und gegenseitigen Miteinander zusammen zu leben, zu wirtschaften und aktiv zu werden, sich nach den eigenen Fähigkeiten und Bedürfnissen einzubringen – für eine neue humane Gesellschaft in einer Welt ohne Grenzen“.
So lautet ihre Vision, die mich sehr anspricht, auch weil sie mir zeigt, dass Menschen über tausende Kilometer hinweg, ähnliche Ziele und Sehnsüchte haben und verfolgen. Aber es gibt gravierende Unterschiede in den zur Verfügung stehenden Ressourcen: Gemeinschaften hier zu lande können Kredite von Banken oder vermögenden Privatpersonen bekommen, wir können in den Baumarkt gehen und alle Dinge, die wir benötigen und die günstig für uns irgendwo im globalen Süden produziert werden, dort bekommen. Außerdem profitieren wir in besonderem Maße von den vielen Gegenständen, die diese Gesellschaft „wegwirft“ und an uns verschenkt, z.B. Kleidung, Waschmaschinen, Geschirr etc. Aber nun zurück zu faso kele…
Die Gruppe organisiert bereits seit einigen Jahren – in wechselnden afrikanischen Ländern – einmal jährlich das Festival „Welt ohne Grenzen“, auf dem lokale Gruppen auftreten und das ohne Eintrittsgelder auskommt. Die Unterstützung der Musikszene vor Ort, zu der sie selbst als Musiker*innen auch zählen, möchten sie irgendwann, wenn die „Basics“ im Dorf vorhanden sind, ausbauen und u.a. ein Tonstudio einrichten und eigens produzierte Musik vertreiben.
Momentan benötigt Faso kele vor allem Unterstützung in folgenden Bereichen: 1.) Geldspenden und 2.) Werkzeuge, Maschinen und anderen Geräten (eine Liste ist auf der Homepage zu finden).
Wir wollen uns in den nächsten Monaten bemühen die Verschiffung eines Containers nach Guinea zu organisieren.
Weitere Infos: www.fasokele.org