Das Kommunebuch (2014)

18,00

Nach über 20 Jahren erscheint  das neue Kommunebuch. Menschen aus verschiedenen Kommunen Deutschlands dokumentieren beschreiben, wie sich die Kommunebewegung weiterentwickelt hat und welche Themen uns heute stärker bewegen als früher. Vor allem aber geben wir Einblick in unseren Alltag und in unsere Diskussionen.

Kategorie:

Beschreibung

utopie.gemeinsam.leben

Warum dieses Buch?

Den Autor*innen aus dem Netzwerk der politischen Kommunen, Kommuja, schien es an der Zeit, ein neues Kommunebuch vorzulegen, denn das vorherige ist bereits über 20 Jahre alt und im Buchhandel nicht mehr erhältlich.

Mit diesem Buch dokumentieren wir unter anderem, wie sich die Kommunebewegung weiterentwickelt hat und welche Themen uns heute stärker bewegen als früher. Vor allem aber geben wir Einblick in unseren Alltag und in unsere Diskussionen und laden damit zur Auseinandersetzung ein. Dieses Buch richtet sich sowohl an am Kommuneleben interessierte Personen als auch an Menschen, die bereits in solchen Gemeinschaften leben.

 

Der Traum von der Befreiung

Solche wie wir werden gerne als »Weltverbesser*innen« bezeichnet. Richtig, uns geht es – immer noch, immer wieder und immer mehr – um eine grundlegende, radikale Veränderung der gegenwärtigen gesellschaftlichen Verhältnisse, die weltweit von Herrschaft, Ausbeutung und Unterdrückung bestimmt und geprägt sind. Zugleich spricht für uns wenig dagegen, den ganzen Schlamassel unmittelbar vor Ort erträglicher und solidarischer zu gestalten.

Natürlich haben auch wir darauf keine abschließenden Antworten. Wir befinden uns inmitten politischer Bewegungen, die nach Richtungen und Wegen suchen, ihre Vorstellungen praktisch und konkret auszuprobieren und Erfahrungen zu sammeln. Dabei sehen wir auch die Notwendigkeit, unsere eigene Situation als Privilegierte und Nutznießer*innen der globalen Verhältnisse selbstkritisch zu reflektieren und daraus Konsequenzen zu ziehen.

Trotz aller Einschränkungen, Erweiterungen und Weiterentwicklungen der Kritik ist der Kapitalismus aus unserer Sicht eines der Herrschaftsverhältnisse, welches weltweit den wesentlichen Anteil an der Unterdrückung, Ausbeutung und Diskriminierung von Menschen sowie der Ausbeutung der außermenschlichen Natur hat. Auch zählen nach wie vor das Privateigentum an Produktionsmitteln, die abhängige Lohnarbeit und die Profitmaximierung zu seinen zentralen Elementen, ebenso wie die Einbindung möglichst vieler Menschen durch Ideologie, Zwang und Korrumpierung. Die Forderung, den Kapitalismus durch menschenwürdige, soziale und solidarische Systeme zu ersetzen, bleibt so gültig wie eh und je!

 

Kommune – was bedeutet das heutzutage?

Wir verwenden den Begriff für Gruppen, in denen die Einzelnen ihr Leben in vielfältiger Weise miteinander teilen und sich aufeinander beziehen. Zentrales Element hierfür ist die Herrschaftsfreiheit. Weitere Grundlagen sind Formen der gemeinsamen Ökonomie, konsensuale, egalitäre Entscheidungsstrukturen sowie die Kollektivierung von Grund, Boden und Produktionsmitteln.

 

Ein Überblick zum Inhalt

Zum Einstieg in das Buch beschäftigen wir uns in verschiedenen Artikeln unter der Überschrift Zusammenhalt mit dem Spannungsfeld zwischen dem Individuum und dem Wir. Gemeinschaften, die versuchen ohne Herrschaft miteinander zu leben, werden sich dauerhaft dieser Thematik widmen müssen. Wo ist Platz für Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung in der Kommune?

Wie kommunizieren und entscheiden wir?

Als Kommunen haben wir den Anspruch, in die Gesellschaft hineinzuwirken. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, müssen wir auch einen Blick auf die Geschlechterverhältnisse zu Hause werfen. Sind wir weitergekommen? Und wie weit sind wir noch immer von einem befriedigenden Umgang entfernt? Ist es old school, noch einmal über das Thema Reproduktion nachzudenken? Sind die Probleme der ungleichen Machtverteilung nicht längst überwunden? Wie steht es mit freier Liebe? Und wer kennt sich mit queer aus?

Im Kapitel zur Politik steht das Wirken nach innen und außen im Mittelpunkt. Das Private ist politisch. Die Organisationsformen der Arbeit und anderer Lebensbereiche in den Kommunen sind politisch. Wie aber setzen wir den Anspruch nach direkter Einwirkung auf die gesellschaftlichen Verhältnisse um? Kommen wir nicht spätestens hier an unsere Grenzen?

Ökonomische Modelle, die im Innenverhältnis ohne Warenform und ohne Inwertsetzung auskommen, entwickeln und verbessern wir schon lange. In den letzten Jahren gehen wir Schritte in Richtung der Vernetzung verschiedener Kommunen, bis hin zum freien Fluss von Gütern und Leistungen ohne Registrierung oder gar Bezahlung. Solidarische Landwirtschaft ist nicht nur ein alternatives, sondern auch altes Wirtschaftsmodell, das inzwischen auch in der Kommuneszene verankert ist.

Die kapitalistische Form der Arbeitsorganisation lehnen wir ab, wir stellen die Menschen in den Mittelpunkt. Nicht (nur) für den Markt, sondern immer mehr für unsere persönlichen Bedürfnisse und innerhalb unserer persönlichen Rahmenbedingungen sind wir tätig. Der Mensch tritt nicht erst und ausschließlich als Endverbraucher*in in Erscheinung, sondern bereits bei der Produktion.

Die jüngere Kommune-Geschichte in diesem Land kommt mit ihren 30 Jahren nun also auch in die Jahre und damit auch nicht mehr um die Frage herum: Wie wollen wir alt werden? Wie könnte sich der letzte Lebensabschnitt in einer Kommune gestalten? Was werden wir brauchen, was werden wir uns wünschen, um zufrieden zu altern? Auf diesem Feld gehen wir die ersten gemeinsamen Schritte und sammeln Erfahrungen.

Nachdem wir uns dann noch der Geschichte gewidmet haben, auf die wir uns beziehen und aus der wir hervorgegangen sind, möchten wir im abschließenden Kapitel den Leser*innen noch einige Tipps mit auf den Weg in eine eigene Kommunezukunft geben.

Im Laufe der Jahre wurden wir immer wieder mit altbekannten und viel zitierten Vorurteilen konfrontiert: »Kommune, laufen da nicht alle in bunten Kleidern rum?« – »Und da gibt es keine Türen?« – »Geht da jeder mit jedem ins Bett?«

Oder zum Thema gemeinsame Ökonomie: »Heißt das, dass dir persönlich dann gar nichts mehr gehört?« Oder die Sorge um »endloses Gelaber«, wenn es um Entscheidungen im Konsensverfahren geht.

Mit diesem Buch wollen wir auch mit solchen Vorurteilen aufräumen und Einblicke in unsere Praxis geben.

Wir leben einen anderen Lebensentwurf jenseits des Mainstreams, und gleichzeitig sind wir mit den politischen und sozialen Lebensbedingungen sowohl in Deutschland als auch global konfrontiert. Wir experimentieren und entwickeln neue Methoden, um unser Zusammenleben zu verbessern, wir suchen nach Lösungsansätzen immer dann, wenn Probleme auftauchen oder etwas Neues ansteht.

Wir haben politische Forderungen, Wünsche, Bedürfnisse und Begrenzungen und wollen zugleich Bedingungen schaffen, unter denen möglichst viele Menschen sich von gewohnten Mustern abwenden und alternative Lebensentwürfe entwickeln können.

Gründet Kommunen!

 

Wann, wenn nicht jetzt?
Wo, wenn nicht hier?
Wie, wenn ohne Liebe?
Wer, wenn nicht wir? (Rio Reiser)

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