Wenn du das Paradies suchst, geh lieber weiter

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Der Roman schildert Episoden aus dem Leben einer Handvoll Figuren in der Zeit zwischen dem Ende der 1970er-Jahre und der Jahrtausendwende. Auf ihren Wegen kommen sie zunächst mit den politischen Brennpunkten der 1980er-Jahre und im weiteren Verlauf der Erzählung mit einer links-ökologischen Kommune in Berührung, die sich in dieser Zeit in einem nordhessischen Dorf gründet. Die Protagonisten werden im Abstand von drei bis vier Jahren in jeweils ihnen gewidmeten Kapiteln porträtiert; dazwischen werden zentrale Facetten in der Entwicklung der Kommune ab ihrer Gründung in Jahreskapiteln eingefangen.

Erzählt wird von gewöhnlichen jungen Menschen, die etwas Ungewöhnliches ausprobieren. Das Buch fängt Schlaglichter (und ganz nebenbei den Soundtrack) eines Teils der Baby-Boomer-Generation ein, für den das Private und das Politische zusammengehört – und deren Vertreter keine Terroristen, aber auch keine Minister wurden:

Arne bereitet sich im Anti-Atom-Camp in Gorleben auf sein Abitur vor; er wird später in Berlin Soziologie studieren und in der Friedensbewegung aktiv sein. Die Frauen mögen ihn – und er interessiert sich für sie, versteht sie aber oft nicht.

Elke färbt ihre Haare und ist sich nicht sicher, ob sie Frauen liebt oder doch Männer. Im Anschluss an ihr Psychologiestudium in Bremen zieht sie nach Kassel. Sie will Gutes tun und ihr widerfährt Böses. Sie arbeitet in der Psychiatrie und im Frauenhaus – und freundet sich mit der Kommune an.

Christoph kommt aus einer problembeladenen Arbeiterfamilie, hat gegen „das System“ gekämpft und war im Gefängnis. Nachdem sein besetztes Haus in Berlin von der Polizei geräumt wird, flieht er aufs Land. Er ist eigensinnig und schwierig im Kontakt, überwindet aber sein Alkoholproblem und offenbart ein weiches Herz.

Dagmar wächst in Bunterode auf – in dem Dorf, in dem sich die Kommune niederlässt. Sie trägt, entgegen dem Rat ihrer 1968er-Eltern, ihre Teenagerschwangerschaft aus, wird zu einer gefragten Computerexpertin und sucht nach dem Auseinanderbrechen ihrer bis dahin so heilen Familie nach einer neuen Heimat.

Bertram ist ein ernsthafter, zurückhaltender, etwas zwanghafter Fabrikantensohn, der die Welt verbessern möchte. Als Freiwilliger in Afrika lernt er seine große Liebe kennen; er engagiert sich gegen den Bau der Frankfurter Startbahn West, wird ein besorgter Vater und Gründungsmitglied der Kommune Bunterode.

Die Kommune Bunterode, die sechste „Hauptperson“ im Buch, wird jenseits gängiger Klischees von Gurus, Gruppensex und Öko-Spinnerei als ein Ort beschrieben, in dem persönliche Träume und gesellschaftliche Utopien auf den Prüfstand individueller und kollektiver Realitäten geraten. Kann das funktionieren: wenn 50 Menschen eine gemeinsame Kasse haben? Wie werden Entscheidungen egalitär, d. h. wahrhaft nicht-hierarchisch getroffen? Können Männer und Frauen tatsächlich gleichberechtigt zusammenleben? Aber nicht nur große Themen wie diese werden im Roman verhandelt, sondern auch die kleinen Dramen des Alltags: etwa, wenn der Komposthaufen Ratten anzieht und Konflikte mit den Nachbarn hervorruft, wenn die leckere Torte mit allen geteilt werden muss und die Frage, ob die Geschlechtsteile vor dem Sex gewaschen werden sollten, ausgiebigst diskutiert wird.

Die Kommune und die verschiedenen Protagonisten erleben im Verlauf der Erzählung Höhenflüge und Bruchlandungen; es wird erbittert gestritten und, manchmal, sich wieder vertragen. Wir erfahren davon, wie sich Figuren verlieben, und eine ihrem Leben ein Ende macht. Rauschende Feste werden gefeiert und depressive Stimmungen machen sich breit …

Am Ende der Geschichte, zum Milleniumswechsel, kommen – fast – alle noch einmal zusammen. Was wurde, was wird aus der Sehnsucht nach einem besseren Leben?

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